Warum selbst die Multi-Faktor-Authentifizierung angreifbar ist
Cookie-Diebstahl, Realtime-Phishing und MFA-Fatigue-Attacken bedrohen die lange Zeit als unangreifbar geltende Multi-Faktor-Authentifizierung.
Einbrecher im Haus: Ihre Wertsachen sind weg, obwohl Türen und Fenster geschlossen sind. Da hat sich doch jemand einen Schlüssel verschafft und einfach die Tür aufgesperrt! Sie halten dieses Szenario für unwahrscheinlich? Mag sein, doch in Unternehmen passiert dies – bezogen auf die IT-Security – häufiger als man denken mag.
Eigentlich sollten Angestellte in Sachen Datenschutz mittlerweile wissen, was Sie zu tun und zu lassen haben. Schließlich besteht für Unternehmen durch die DSGVO eine „indirekte Verpflichtung“ zur regelmäßigen Datenschutz-Schulung aller Mitarbeiter. Trotzdem nutzen selbst CEOs oder andere hochrangige Mitarbeiter immer wieder nur ein Master-Passwort für alle Dienste und Anwendungen. Womöglich notieren sie dieses Kennwort auch noch auf einem Spickzettel. Dann dauert es nicht lange, bis das Passwort in falsche Hände gerät. Glauben Sie nicht? Stimmt aber!
Laut einer Studie des Sicherheitsanbieters Beyond Identity notiert noch immer jeder dritte Anwender in Deutschland seine beruflichen Passwörter handschriftlich. Jeder vierte User verwendet zudem stets die gleichen Passwörter. Da verwundert es kaum, dass 42 Prozent der befragten Nutzer bereits mehrfach eine Kompromittierung ihres Passworts erlebten. Man könnte nun sagen: „Schwamm drüber, jeder begeht mal Fehler, das wissen wir alle.“ So harmlos ist dieses Thema allerdings nicht. Derartige Fehler bei der Absicherung Ihrer IT können fatale Folgen für das gesamte Unternehmen haben.
Die IT muss sich deshalb typische menschliche Fehler ansehen, um die richtigen Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. In der IT-Security geschieht das allerdings viel zu selten. Dabei treten gerade beim Umgang mit Passwörtern immer wieder gravierende Fehler auf. So gehen laut einer Analyse von IBM satte 95 Prozent der Datendiebstähle auf menschliche Fehler zurück. Auf gelbe Zettel notierte und dann an den Monitor geklebte Passwörter sind nur einer davon.
Neugierig geworden? Kein Problem, der Sicherheitsanbieter Proofpoint hat sich in einer Studie mit menschlichen Fehlannahmen und deren Einfluss auf die IT-Sicherheit befasst:
Die Beispiele zeigen, dass immer noch viel zu viele Anwender in den Firmen das Thema IT-Sicherheit nicht wirklich ernst nehmen. Hier gilt das alte Motto: „Uns wird es schon nicht treffen!“. Häufig ist leider das Gegenteil der Fall. Letztlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem mehr oder minder schweren Sicherheitsvorfall kommt.
Laut einer aktuellen Untersuchung von Bitkom Research verfügt nur jedes zweite Unternehmen in Deutschland über einen Notfallplan mit schriftlich geregelten Abläufen und Ad-hoc-Maßnahmen bei Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage. Dieser ist aber notwendig, um im Fall der Fälle keine wertvolle Zeit zu verschwenden. Jeder Betrieb kann und wird zum Opfer von Cyberattacken werden, warnen die Autoren der Studie, und zwar unabhängig von Branche und Größe.
„Ist die Firmen-IT erst einmal infiziert oder lahmgelegt, entstehen hohe Kosten, die bis hin zu wochenlangen Produktionsausfällen gehen“, kommentiert Simran Mann, Referentin für Sicherheitspolitik beim Branchenverband Bitkom. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können Cyberangriffe erleichtern oder erschweren“, so Mann weiter. Immerhin seien die Angestellten „die erste Abwehrreihe gegen Cyberkriminelle“. Und: „Unternehmen sollten unbedingt über Risiken und Angriffsarten aufklären und Hinweise für das richtige Verhalten geben“, empfiehlt die Expertin daher.
Eine Sensibilisierung der Belegschaft lässt sich nicht nur mit neuen technischen Errungenschaften erreichen. Genauso wichtig sind Schulungen und Security-Awareness-Trainings, die regelmäßig stattfinden. Nur so lassen sich menschliche Fehler und Irrtümer in Zukunft auf ein vertretbares Maß reduzieren.